Beiträge vom 15. November 2009

Der Himmel ist kein Ort. Dieter Wellershoff stellt seinen neuen Roman vor

Sonntag, 15. November 2009 18:57

Hauptfigur ist ein evangelischer Pfarrer, der eines Nachts zu einem Unfallort gerufen wird. Ein Auto ist von der Straße abgekommen und in einen See gestürzt. Der Fahrer hat sich gerettet, seine Frau und sein Sohn werden leblos geborgen. Wie das geschehen konnte, ist unklar. Schon bald nimmt das angebliche Unglück unheimliche Züge an. Der Pfarrer hält trotzdem an der Unschuldsvermutung fest und bringt fast alle Gemeindemitglieder gegen sich auf.
Das ist der Ausgangspunkt einer sich ausweitenden Sinnkrise. Die Erfahrung einer abgründigen Vieldeutigkeit greift auf immer neue Lebensbereiche über. Sie erfasst die religiösen Glaubensvorstellungen ebenso wie die Freundschaftsverhältnisse und das Verhältnis des Pfarrers zu seiner Kirche.
Dieter Wellershoff erzählt mit ausgeprägtem Gespür für Stimmungen und Gefühle, wie ein Mann, der in der Gewissheit einer sinnstiftenden Ordnung gelebt hat, an Grenzen gerät, an seine eigenen und an die einer Institution, deren Anspruch es ist, Orientierung zu bieten und Halt zu gewähren. Die szenische Spannung eines sich verselbständigenden Prozesses, die Stimmenvielfalt der darin verstrickten Figuren und die subtile Einfühlung in einen Menschen, der allmählich erkennen muss, dass er auf brüchigem Boden steht und damit zurechtkommen muss, machen diesen Roman zu einem außergewöhnlichen Leseerlebnis.

Dieter Wellershoff, 1925 in Neuss geboren, schreibt Romane, Erzählungen und Essays, Filmdrehbücher und Hörspiele.

Termin: Dienstag, 8. Dezember 2009, 20 Uhr
Veranstalter: Buchhandlung & Galerie Böttger
Ort: Maximilianstraße 44, D-53111 Bonn
Preis: Eintritt: 8 € / 6 €

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Anita Lasker-Wallfisch liest aus ihren Erinnerungen

Sonntag, 15. November 2009 18:53

»Ihr sollt die Wahrheit erben.« Anita Lasker-Wallfisch liest aus ihren Erinnerungen

Anita Lasker-Wallfisch, Mitbegründerin und langjähriges Mitglied des English Chamber Orchestra, gehörte zum »Mädchen Orchester« in Auschwitz. Ihre Lebenserinnerungen sind das eindrucksvolle Zeugnis eines deutsch-jüdischen Familienschicksals und eine sehr persönliche Chronik einer Überlebenden des Holocaust.
Die Autorin wird 1925 als dritte Tochter einer jüdischen Anwaltsfamilie in Breslau geboren. Den Eltern gelingt 1939 noch, die älteste Schwester nach England in Sicherheit zu bringen. Die beiden jüngeren Schwestern müssen jedoch in Breslau bleiben. 1942 werden die Eltern deportiert und ermordet. Die Schwestern arbeiten als Zwangsarbeiterinnen in einer Papierfabrik. Dort fälschen sie Pässe für französische Zwangsarbeiter, werden entdeckt und kommen 1943 voneinander getrennt nach Auschwitz, wo sie sich durch einen glücklichen Zufall wiederfinden. Die Autorin wird in die Lagerkapelle aufgenommen. Das rettet ihr und damit auch ihrer Schwester das Leben. Ende 1944 werden beide nach Bergen-Belsen transportiert, wo sie von englischen Truppen befreit werden.

Anita Lasker-Wallfisch: Ihr sollt die Wahrheit erben.
Die Cellistin von Auschwitz. Erinnerungen. Mit einem Vorwort von Klaus Harpprecht. 252 Seiten, Weidle-Verlag 1997 / Rowohlt-Verlag 2000.

Termin: Montag, 23. November 2009, 20 Uhr
Veranstalter: Buchhandlung & Galerie Böttger
Ort: Maximilianstraße 44, D-53111 Bonn
Preis: Eintritt: 8 € / 5 €

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Norbert Oellers: Schiller-Goethe. Der Briefwechsel

Sonntag, 15. November 2009 18:47

Professor Dr. Norbert Oellers spricht über den Schiller-Goethe-Briefwechsel und seine Arbeit an der Neuedition

1823 begann Goethe mit der Redaktion des Briefwechsels, den er in den Jahren 1794 bis 1805 mit Schiller geführt hatte; er bezeichnete ihn in einem Brief an seinen Verleger Cotta »als den größten Schatz den ich vielleicht besitze«, und fand in ihm »die schönsten Spuren unseres glücklichen und fruchtbaren Zusammenseyns« (an Wilhelm von Humboldt). 1828/29 veröffentlichte Goethe dieses einzigartige Dokument der klassischen deutschen Literatur, nicht ganz vollständig und nicht ohne Eingriffe in den Text. — 180 Jahre später, zu Schillers 250. Geburtstag, erscheint der Briefwechsel zum ersten Mal nach allen Regeln der Editionskunst: historisch-kritisch, exakt nach den überlieferten Handschriften, mit allen Varianten als Fußnoten zu den entsprechenden Textstellen. Der Kommentarband stellt die nötigen Informationen zu Personen, Werken und Ereignissen in verschiedenen Verzeichnissen und Registern sowie in einer Chronik der Freundschaft zwischen Goethe und Schiller bereit.

Schiller-Goethe. Der Briefwechsel. Herausgegeben und kommentiert von Norbert Oellers. 2 Bände (Text und Kommentar). Reclam 2009.

Norbert Oellers ist Professor em. für Neuere deutsche Literaturgeschichte an der Universität Bonn und seit 1991 alleiniger Herausgeber der Schiller-Nationalausgabe.

Termin: Dienstag, 17. November 2009, 20 Uhr
Veranstalter: Buchhandlung & Galerie Böttger
Ort: Maximilianstraße 44, D-53111 Bonn
Preis: Eintritt: 5 € / 3 €

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Zitat der Woche (ZdW) #4

Sonntag, 15. November 2009 12:13

[…] Ein Dreifaches liegt uns ob in Goetheschem Geiste. Wir haben zu ringen mit den Umständen, daß die Menschen, die durch diese Umstände in die Arbeit eingeengt und in ihr verzehrt werden, dennoch die Möglichkeit der Geistigkeit behalten. Wir haben zu ringen mit den Menschen, daß sie in der stetigen Ablenkung auf das Äußerliche, das in unserer Zeit gegeben ist, den Weg zur Verinnerlichung finden und auf ihm bleiben. Wir haben zu ringen mit uns und mit allen den anderen, daß wir in einer Zeit verworrener und humanitätsloser Ideale den großen Humanitätsidealen des 18. Jahrhunderts treu bleiben, sie in die Gedanken unserer Zeit übertragen und zu verwirklichen suchen. […]

Q.: Goethe. Vier Reden von Albert Schweitzer; Beck’sche Verlagsbuchhandlung, München 1950/56, S. 7-17, hier S. 17.

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