Beitrags-Archiv für die Kategory 'Fremde Feder'

Fremde Feder #5

Donnerstag, 28. Juni 2012 0:00

Jean-Jacques Rousseau
und die Erklärung der Menschenrechte

Jean-Jacques Rousseau hatte den Plan, in einem umfassenden Werk seine politischen Gedanken auszusprechen. Dieser Plan wurde jedoch nur zum Teil ausgeführt. Im Jahre 1762 veröffentlichte er als Bruchstück dieses vorgesehenen Werkes den »Contrat social«. Außerdem können wir seine politischen und sozialen Ideen noch nachlesen in den »Considérations sur le gouvernement de Pologne«, im »Projet de constitution pour les Corses«, im »Discours sur l’inégalité« und schließlich im Erziehungsroman »Émile« sowie in den »Lettres de la Montagne«, die beide die Gedanken des »Contrat social« wiederholen und erweitern. Auf die einzelnen Ideen des »Contrat social« wird später noch näher eingegangen. Hier sei nur soviel gesagt, daß die darin niedergelegte Theorie nicht durchweg Neues bringt. Viele darin enthaltene Sätze waren bereits vorher ausgesprochen worden, z.B. von Hobbes, Locke und anderen Rechtsphilosophen. […]

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Fremde Feder #4

Freitag, 23. Dezember 2011 19:42

Mitmensch, wie hältst du es mit der Sprache?

Liebe Mitmenschen,

etwa alle zwei oder drei Jahre müssen wir vom TÜV überprüfen lassen, ob unser Auto noch verkehrssicher ist. Ob noch alles gut funktioniert im Motor. Ob unser geliebtes Fortbewegungsmittel uns nicht so ins Schleudern bringen könnte, daß wir mit ihm uns und andere totfahren. Wenn wir schön artig zur Inspektion gefahren sind, macht uns diese Kontrolle nichts aus. An kleinen oder größeren Reparaturen kommen wir im Laufe eines Autolebens nicht vorbei, dafür müssen wir blechen, Blech für Blech, das ist normal. Wenn sich keine Ausbesserung mehr lohnt oder ein Unfall zum Totalschaden führt, wird die ganze Verbrennungsmaschine einfach weggeworfen, verschrottet.

Auch andere Geräte, die wir im Haushalt oder für unsere Bequemlichkeiten benutzen, müssen gepflegt und gewartet werden. Waschmaschine, Geschirrspüler, Tiefkühltruhe, Heißlüfter, Computer und andere Hilfsmittel unserer komplizierten Lebensführung halten nicht ewig, werden bei Versagen repariert oder durch neue ersetzt. Nur unser wichtigstes Gerät, das uns erst zum Menschen macht, nur die Sprache, liebe Mitmenschen, soll ein Leben lang so gut in Schuß sein, wie wir es als Kinder in der Familie und danach in der Schule gelernt haben. Zwar kommen wir nicht umhin, unsere Sprache den Erfordernissen unseres Berufes anzupassen. Dabei lernen wir diese oder jene Fachsprache. Aber als Generalisten der Sprache, als Menschen schlechthin sind wir auf Zufälle und eigenen Antrieb angewiesen, wenn unsere Sprache nicht verkommen soll. […]

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Fremde Feder #3

Samstag, 8. Oktober 2011 19:28

Alle Macht den Moderatoren?

In welcher Epoche wir leben? Aber das wissen wir doch längst. Mit einer einzigen Bezeichnung ist sie zwar nicht zu fassen, doch wir Menschen, jedenfalls viele von uns, haben ja auch mehrere Vornamen. Die oft wenig oder gar nichts miteinander zu tun haben. Wie sollte es da bei einer Epoche anders sein? Ihre wichtigsten Namen sind: das technische Zeitalter, das Zeitalter der Massen und die Postmoderne.

Das technische Zeitalter begann, ohne dass es den Zeitgenossen schon bewusst war, mit dem Siegeszug der Eisenbahnen und entwickelte sich in rasantem Fortschreiten bis zur heutigen, der atomaren Stufe. Dabei wurde der Mensch vom Beherrscher der Technik immer mehr zu ihrem Beherrschten, ihrem Untertan. Wie schon Mephisto in der Schülerszene vorausgesagt hatte, wurde aus der Wohltat Plage.

Von einem Zeitalter der Massen wird gesprochen, seit es Gustave Le Bon 1895 in seinem Standardwerk »Die Psychologie der Massen« [franz.: »La psychologie des foules«] so getauft hat. Seine Thesen sind in vielen Fällen noch heute nicht überholt, und ähnlich verhält es sich mit dem »Aufstand der Massen« [»La rebellion de las massas«] von Ortega y Gasset.

Die Postmoderne wiederum setzte ein, als einerseits dem Avantgardismus als Vorhut der Moderne mit seinem Hang zum Extremen und zur Exklusivität eine Breitenwirkung versagt blieb, andererseits die Klassiker der Moderne in den Status zeitloser Geltung erhoben wurden, stilistisch durchaus erkennbaren Formen verpflichtet. Unter dem Deckmantel »Postmoderne« aber hat sich ein stilistisches Chaos breitgemacht, in dem, künstlerisch jedenfalls, jeder machen kann, was er will. […]

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Fremde Feder #2

Donnerstag, 30. Juni 2011 13:59

Als Goethe den »Triumph der Empfindsamkeit« schrieb, wusste er noch nichts von Facebook, aber er kannte die Liebe zur Illusion und zum Schauspiel, und er wusste aus eigener Erfahrung, dass diese Liebe stärker werden kann als die zur Wirklichkeit. Mit seiner »komischen Oper ›Triumph der Empfindsamkeit‹, die so toll und grob als möglich« sein sollte, erteilte er diesem Treiben, das auch sein Treiben war, eine Absage:
Der empfindsame Prinz Oronaro hat sich eine gigantische Scheinwelt aufgebaut, in der er vor den Unannehmlichkeiten der Realität verschont bleibt. Er lebt in einer Theaterwelt, in der es alles gibt, was sein sentimentales Herz begehrt. Weil er, wie jeder Empfindsame, die Natur ausdrücklich und an allererster Stelle liebt, hat er sich von  Künstlern, Musikern und Hoftapezieren eine phantastische Kunstnatur errichten lassen. Wälder und Berge, Vogelgezwitscher und sprudelnde Quellen, selbst der Mondschein befindet sich in den Kisten, die ihm zu einem ungestörten Naturgenuss verhelfen. Denn schließlich sind selbst in den »schönsten Mondnächten die Mücken« unterwegs, wird die zärtlichste »Empfindung durch eine herunterfahrende Spinne gestört«, ist es sowieso unterm freien Himmel nicht so, dass es dem Empfindlichen wohl wird.
Eines Tages trifft Oronaro auf die empfindsame Mandandane und verliebt sich in sie. Wie er liebt Mandandane den Mondschein, wie er, die Gräber und die Nachtigallen. Dazu hat sie eine Vorliebe für »Schnupftücher« und Monodramen – das sind Stücke, in denen alle Rollen von ihr selbst gespielt werden.
Auch Mandandane liebt den Prinzen, aber sie ist verheiratet, und ihr Mann König Andrason nicht bereit, seine Frau frei zu geben.  Da stiehlt der Prinz Mandandane ein Kleid und gestaltet daraus eine Puppe, die er mit empfindsamer Literatur, so auch Goethes Werther füllt. Die Puppe verbirgt er in einer seiner Lauben und verbringt fortan seine Zeit mit ihr.
Eines Tages entdeckt der König, der trotz seines guten Humors von den Monodramen und der »poetisch-theatralischen  Wut« seiner Frau langsam genug hat, die Puppe und zeigt sie ihr.
Mandandane ist entsetzt und will nicht glauben, dass die Liebe des Prinzen eine Farce sei, nichts mehr als eine Phantasterei. Sie lässt die Puppe verschwinden und setzt sich an ihre Stelle.  Als der Prinz grübelnd die Laube betritt – grübelnd, weil die Götter ihm soeben mitgeteilt haben, er solle die Finger von Mandandane lassen – merkt er sofort, dass etwas passiert ist. »Ist’s möglich?« ruft er, »in meinem Herzen entwickelt, bestimmt sich das Gefühl: du kannst, du willst sie weggeben …. Mir ist’s, als wenn du es nicht wärest, als ob eine Fremde mir untergeschoben wäre.«
Mandandane hat genug gehört, um von ihrer Leidenschaft kuriert zu sein und auch der Prinz, nicht wissend, dass es nicht die Puppe ist, die vor ihm sitzt, beschließt auf seine Geliebte zu verzichten.
Als Oronaro jedoch kurz darauf noch einmal die Laube betritt und nun wieder seine Puppe vorfindet, ist er erneut »vom Zauberstrudel fortgerissen« und schwört seiner »geflickten Braut« die ewige Treue.

›Federhalterin‹ für diesen zweiten Beitrag ist ©Andrea Schütte-Bubenik,
der wir sehr herzlich danken.

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Fremde Feder #1

Donnerstag, 23. Juni 2011 15:30

Beim Tanze
Zu Claire Bauroff

Wie im Kreise der Körper sich um die Welt wie sich selbst nur
Dreht, wie die Arme, Bögen spannend, über die Locken
Zärtlich gewölbt ihr den Mutterleib künden und ihre Liebe,
Was sie dem Bruder allein nur zugeflüstert im Stillen:

Ach, so spannt’ sie die Feder wie sie es im Tanzen einst lernte,
Sehnig reizend die Bänder, dass unter dem Kleide der Brustkorb,
Nackt auch, sich zeichnet als Muster des ewig währenden Rausches;
Kannt’ sie sich selbst doch zu gut in der kühl-gespannten Ekstase,
Als ihr der Blick in die Welt zog, Unschuld, Natürlichkeit suchend.

Wandelte sie sich dann einst, wie ihre Bewegung in starre
Bilder, ihr liebes Empfinden in Mutterlob, das wohl spät kam;
Ach, so lebte sie ewig in Wort und in Bild und in Sepia-
Farbenem Fleische, das golden kreisend Vergangenheit leuchtet.

 

›Federhalter‹ für diesen ersten Beitrag ist ©Philipp Restetzki,
dem wir sehr herzlich danken!

Claire Bauroff gibt es im Bernstein-Verlag hier

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Mit „fremder Feder“ geschmückt …

Donnerstag, 23. Juni 2011 15:19

Die facebook-Freunde des Verlags (und nicht nur diese!) sind eingeladen, den BernsteinBlog mit einem Gastbeitrag zu bereichern. Eine entsprechende FB-Frage wurde zu unserer Freude bereits von ersten ›Federhaltern‹ als Einladung verstanden, unseren Blog mit einem »Bernstein-Beitrag« zu schmücken. Thematisch kann das alles sein, was mit dem Buch (Bernstein-Titel und ganz allgemein), der Verlagswelt, dem Lesen, oder den Themen des Verlagsprogramms in Verbindung zu bringen ist. Auch die Form des Gastgeschenks ist ganz dem Beiträger überlassen … Die Einsendung/Abgabe wird an diese eMail erbeten – Vielen Dank!

Wir sind gespannt und freuen uns auf alles, was da kommen mag! Man möge es uns nachmachen: Seien Sie gespannt und freuen Sie sich!

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