… regal – Bernsteinregal – Bernstein …

Das verlagseigene »Bernstein-Regal« ist ein Regal im quasi-bibliothekarischen Sinne und möchte als »Miniaturen«-Reihe – ISSN 1866-6094 – kleineren (akademischen) Texten einen publizistischen Standort bieten. Werke in Aufsatzstärke von 25-30 DIN A4-Seiten (zzgl. etwaiger Abb.) können und sollen auf den einzelnen Disziplin-Böden des Regals ihren Raum finden. Die Texte werden in ei­nem einheitlichen Reihen­format und -layout präsentiert. Beispielhaft ist hier an Aufsätze, Reden, einzelne Vorträge o.ä. zu denken.

Bisher sind in der Reihe erschienen bzw. in Vorbereitung:

  • Wolfgang Butzlaff: Die Leitwerte Freiheit und Sicherheit in der Goethezeit
  • Claus Günzler: Vom ›Park‹ in die ›Wildnis‹. Albert Schweitzers Modell einer elementaren Alltagsethik
  • Ingeborg Scholz: »Von Himmel, Erde und Meer« – Natur- und Landschaftsdarstellung in einer Auswahl naturmagischer Gedichte von Peter Huchel
  • Henning Heske: Repression und Religion, Natur und Natürlichkeit. Aspekte deutschsprachiger Gegenwartsyrik
  • Walter Schiffer: Der Gott der Bibel hat einen Namen: JHWH

Zum historisch-faktischen Hintergrund des Begriffs Bernsteinregal wird im Folgenden zitiert aus: Susanne Netzer: Bernsteingeschenke in der preussischen Diplomatie des 17. Jahrhunderts, in: Jahrbuch der Berliner Museen 35 (1993), S. 227-246, hier: S. 228 f. Dort heißt es (m.w.N.):

Bernsteinvorkommen, Bernsteinregal und Bernsteinhandel

Aufgrund seines geographisch begrenzten Vorkommens und seines geheimnisvollen, unter den Naturwissenschaftlern des 17. und 18. Jahrhunderts heftig diskutierten Ursprungs galt Bernstein bis ins 19. Jahrhundert hinein als Kostbarkeit. Bernstein ist ein fossiles Harz, Zeugnis tropischer Regenwälder, die sich während des Neolithikums im Raum der heutigen Ostsee befunden haben. Er wurde am Meeresstrand aufgelesen, im Meer gefischt oder an der Küste ergraben. In für die kunsthandwerkliche Weiterverarbeitung erforderlicher Größe und Qualität kommt er fast ausschließlich an der Küste des Samlandes im ehemaligen Ostpreußen vor. Bearbeitet wurde er in verschiedenen Veredelungstechniken: gedrechselt und geschnitzt wie Holz, graviert wie Metall, geschliffen und poliert wie Gals.
Der Deutsche Orden, der Nordosteuropa kolonialisiert hatte, sicherte sich schon im 13. Jahrhundert das Eigentumsrecht an allen Bernsteinfunden (Bernsteinregal) im Herzogtum Preußen. Ihm folgten als Territorialherren bis zum Ende des Nordischen Krieges 1660 die Könige von Polen. Sie bzw. ihre Lehensträger – ab 1454 die preußischen Stände, 1525 die Herzöge von Preußen, 1618 die Kurfürsten von Brandenburg – beanspruchten in Ostpreußen den Bernstein»fang« in der Ostsee als Regal, d.h. sie behielten sich das Handelsrecht vor sowie das Recht, über die besten Bernsteinsorten selbst zu verfügen. Ein System von Verordnungen, Kontrollen und Strafen wachte über die Einhaltung der Regelungen.
Bis zur Mitte des 15. Jahrhunderts lag das Bezugs- und Bearbeitungsmonopol des Bernsteins in den Hansestädten Lübeck und Brügge, dort waren folglich auch die ersten Bernsteinzünfte ansässig. Im Jahre 1454 ging das Bernsteinregal an die preußischen Stände über, Lübeck und Brügge verloren an Bedeutung, und es kam zu ersten Zunftgründungen in Ostpreußen: 1477 in Danzig, 1480 in Stolp und Kolberg. Herzog Albrecht von Preußen (Herzog 1525-1568) gestattete eine weitere Zunftgründung in Elbing (1539). Ein Jahr nach seinem Regierungsantritt ließ Kurfürst Friedrich Wilhelm von Brandenburg schließlich 1641 die Gründung einer Bernsteinzunft in seiner Residenz Könisgberg zu. Überwiegend lebten die Bernsteinarbeiter von dem Export von Bernsteinperlen für Schmuck und Rosenkränze. Der Handel dehnte sich aus von der Ostsee über Konstantinopel, Smyrna und Aleppo bis hin nach Persien. Unter den Bernsteinhändlern Venedigs befanden sich 1557 sieben Deutsche und ein Niederländer.
Herzog Albrecht von Preußen hatte das Privileg des Bernsteinhandels im Jahre 1533 an ein Danziger Handelkonsortium unter Führung der polnischen Familie Jarski (Jerske) verpachtet. Diese Handelgesellschaft gründete ein weitgespanntes Netz von Faktoreien, über die Bernstein in die ganze Welt versandt wurde. Mit Ausnahme der Niederlassung in Persien existierten sie alle noch im 19. Jahrhundert. Europäische Handelszentren waren Livorno, Wien, Berlin, London, Paris und Ruhla in Thüringen, wo bis 1992 Mundstücke für Pfeifen aus Bernstein hergestellt wurden.
Als der Große Kurfürst im Jahre 1660, nach Ende des Nordischen Krieges, im Friden von Oliva die Souveranität über Preußen erlangte, erwarb er damit auch das Bernsteinregal. Daß die Bernsteinvorkommen ein von Gott dem Landesherren von Brandenburg und Preußen erwiesenes Geschenk und sein persönliches Besitztum seien, kam von nun an sowohl in den panegyrischen Schriften auf den Kurfürsten wie in den seine Bernsteingeschenek begleitenden Grußadressen an andere europäische Potentaten zum Ausdruck. Dieser Besitzanspruch manifestierte sich z.B. auch, als 1667 Kurfürstin Louise Henriette schwer erkrankte und der Kurfürst die Ausführung eines Gelübdes zum Wohle der Landesfürstin mit Mitteln aus dem Bernsteinmonopol zu fianzeren gedachte. […]

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Datum: Montag, 29. Juni 2009 19:59
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