Novität zum 9. November: Pogrom in Bonn 1938

Astrid Mehmel/Sandra Seider:
Sie brannten am helllichten Tag. Der Novemberpogrom in Bonn am 10. November 1938, hrsg. im Auftrag der Gedenkstätte für die Bonner Opfer des Nationalsozialismus – An der Synagoge e.V.

Am 7. November 1938 schießt der 17-jährige Herschel Grynszpan, dessen Eltern kurz zuvor von Hannover nach Polen deportiert worden waren, auf den Legationssekretär der deutschen Botschaft in Paris, Ernst vom Rath. Als der Diplomat am 9. November 1938 seinen Verletzungen erliegt, dient die Tat des verzweifelten Jungen als Vorwand, um die Deutschen als Opfer einer angeblichen »jüdischen« Verschwörung darzustellen und gegen die deutschen Juden vorzugehen. Es folgt ein Pogrom, wie er in Deutschland seit Jahrhunderten nicht mehr stattgefunden hat. Was als spontaner Protest ausgegeben wird, ist eine von der NSDAP schon seit Frühjahr 1938 vorbereitete und organisierte Aktion, die nicht zuletzt auch geplant war, um auf jüdische Vermögen zugreifen zu können. Der Pogrom ist ein Wendepunkt der Politik der Nationalsozialisten, bei dem noch einmal Entrechtung und Verfolgung der deutschen Juden drastisch verschärft werden. In den folgenden Tagen werden tausende jüdischer Männer verhaftet und in den kommenden Tagen und Wochen weitere antijüdische Gesetze erlassen, die die Situation der Menschen, deren Familien seit Jahrhunderten in Deutschland leben, immer unerträglicher machen. Viele verlassen ihre Heimat; doch nur, wer nach Übersee flieht, ist wirklich außer Gefahr. Bereits am 30. Januar 1939 droht Hitler im Reichstag für den Fall eines Krieges, der bereits im Geheimen vorbereitet wird, mit der »Vernichtung der jüdischen Rasse in Europa«. In Bonn beginnen die Ausschreitungen wie vielerorts am Vormittag des 10. November 1938. Die Synagogen in Bonn, Beuel, Bad Godesberg, Poppelsdorf und Mehlem, die sich in den Grenzen des heutigen Stadtgebietes befanden, werden am helllichten Tag in Brand gesetzt, Geschäfte und Wohnungen werden zerstört. Auch in Bonn und Umgebung werden in den darauf folgenden Tagen viele jüdische Männer verhaftet und in das Konzentrationslager Dachau gebracht. Die Reaktion der nicht-jüdischen Bevölkerung während des Pogroms ist, abgesehen von wenigen Ausnahmen, durch Passivität gekennzeichnet. Die vorliegende Broschüre zeigt historische Hintergründe auf, wie die organisatorischen Abläufe bei der NSDAP auf Reichsebene, und beschreibt die Vorgänge in Bonn. Anhand von einzelnen Familien wird gezeigt, welche konkreten Folgen und schrecklichen Konsequenzen dies für die jüdischen Bonnerinnen und Bonner hatte. Diese Publikation wird durch Arbeitsunterlagen ergänzt, die sich als ein weiteres Angebot der Gedenkstätte Bonn verstehen, Projektarbeit mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen durchzuführen. Mit Hilfe von Originaltexten und Fragebögen können Schüler und Schülerinnen und andere Interessierte nachvollziehen, wie die Nationalsozialisten ihr Vorgehen planten und umsetzten. Broschüre und Arbeitsunterlagen sind auch eine Ergänzung zu der Publikation »Gewalt in der Region. Der Novemberpogrom 1938 in Rheinland und Westfalen«, die der Arbeitskreis der NS-Gedenkstätten in Nordrhein-Westfalen 2008 herausgegeben hat. Wir danken Werner Girgert für die Vorarbeiten und Manfred van Rey für seine Anregungen sowie Christine Eismann und Philip Nelles, die während ihres Praktikums in der Gedenkstätte Bonn engagiert für die zur Broschüre gehörende pädagogische Arbeitsmappe recherchiert und gearbeitet haben. Unser besonderer Dank gilt der Landeszentrale für politische Bildung in NRW sowie Andreas und Paul Remmel mit ihrem Bernstein-Verlag, ohne deren finanzielle Unterstützung diese Broschüre nicht hätte realisiert werden können. [Astrid Mehmel und Sandra Seider, Gedenkstätte Bonn]

36 Seiten, zahlreiche s/w Abbildungen, DIN A4, ISBN 978-3-939431-46-6, Euro 5,-

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Datum: Montag, 26. Oktober 2009 22:16
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