CfP: Kafkas narrative Verfahren

CfP der Deutschen Kafka-Gesellschaft: »Kafkas narrative Verfahren«

Die kafkasche Textdialektik von Interpretationsprovokation bei gleichzeitiger -verweigerung hat zu einer ebenso produktiven wie heterogenen Forschungslage geführt, deren einzelne Ausprägungen, so scheint es bisweilen, in unvereinbarem Widerspruch zueinander stehen. Da dies aber nicht nur Fluch, sondern auch Segen sein kann, möchte sich die kommende Tagung der Deutschen Kafka-Gesellschaft einem Punkt zuwenden, der alle Richtungen gleichermaßen beschäftigt: der Poetik Franz Kafkas.
Der Terminus ›Poetik‹ ist dabei bewusst in seiner weiten Bedeutung – als theoretische Beschäftigung mit literarischen Verfahrensweisen (Poetologie), als normatives Regelwerk und schließlich als Selbstreflexion des Künstlers – gemeint. Ziel einer solchen Begriffssemantik ist die Auseinandersetzung mit dem Werk Kafkas aus möglichst heterogenen Blickwinkeln. Dabei soll nicht die potentielle Selbstreferenz der Texte im Zentrum stehen, sondern vielmehr die Analyse der Schreibweise Kafkas, die beispielsweise – aber nicht zwingend – unter folgenden Leitfragen vorgenommen werden kann:

  • Inwiefern gibt es eine Interdependenz zwischen Kafkas Lektüren und seinen narrativen Verfahren? Dabei soll es weniger um eine erneute Parallelisierung von Kafka und seinen literarischen ›Blutsverwandten‹ gehen als vielmehr um seine produktive Rezeption wissenschaftlicher Lektüren im weitesten Sinne (z.B. Rudolf Steiner, Felix Weltsch) sowie derjenigen Texte seiner Bibliothek, die nicht zum literarischen ›Höhenkamm‹ gehören (z.B. Schaffsteins ›Grüne Bändchen‹).
  • Auf welche Weise bedingen sich Kafkas Poetik und seine Alltagswelt gegenseitig? Hier wäre beispielsweise zu denken an seine Tätigkeit für die Arbeiter-Unfall-Versicherungs-Anstalt, aber auch an die literarischen Erzeugnisse seines Freundeskreises.
  • Welchen Begriff des ›Schreibens‹ legt Kafka an und wie kann dieser diachron bestimmt werden?
  • Lässt sich aus Kafkas eigenen Aufzeichnungen ein als – zumindest für ihn – normativ gesetztes poetisches Regelwerk ableiten und falls ja: Inwiefern unterliegt dieses diachronen Veränderungen?

Für die Beiträge sind jeweils 30 Minuten Vortragszeit und 30 Minuten Diskussion vorgesehen. Eine Veröffentlichung in der Schriftenreihe der Deutschen Kafka-Gesellschaft wird angestrebt.
Die Bitte um Vortragsskizzen und Themenvorschläge richtet sich explizit auch an jüngere Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler.
Abstracts von einem Umfang von nicht mehr als 2000 Zeichen inkl. Curriculum Vitae (zusammen auf einer DIN A4-Seite, Word Dokument) werden bis zum 30.04.2011 via E-Mail an steffens@kafka-gesellschaft.de erbeten. Die Tagung wird vom 25. bis zum 27. November 2011 in den Räumlichkeiten der Evangelischen Studierenden-Gemeinde, Rudolf-Bultmann-Straße 4, 35039 Marburg stattfinden.

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Datum: Montag, 4. April 2011 19:27
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